"Ich habe auf jeden Fall Respekt vor der unternehmerischen Seite."

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Daniel Liss ist Assistenzzahnarzt in Sassnitz auf Rügen

Daniel Liss (23) hat Zahnmedizin in Rostock studiert und trat am 1. April seine Assistenzstelle in Sassnitz auf Rügen an. dentalMotion sprach mit ihm über seine Entscheidung, abseits der großen Städte zu arbeiten und über seine Pläne für die Zeit nach der Assistenzzeit.

dentalMotion: Wie kam es denn dazu, dass du deine Assistenzzeit auf Rügen absolvierst, also eher ländlich und dank der Insellage ja auch abgeschieden? Schließlich hört man allerorten davon, dass auch junge Zahnärzte eher in die Großstädte streben. War das für dich eine bewusste Entscheidung?

Daniel Liss: Das war eine sehr bewusste Entscheidung. Ich hatte mich zuvor mit der Frage auseinandergesetzt, was ich für Möglichkeiten habe und wo ich in der Assistenzzeit hingehen kann. Und da ich selber vom Dorf komme, war es für mich überhaupt nicht verpönt, in eine ländliche Region zu gehen.

Ich habe auch im Vergleich der Zahlen - zwischen Ost- und Westdeutschland und zwischen Stadt und Land - einige Vorteile für mich darin gesehen, hierher zu gehen. Einfach, weil hier Zahnärzte fehlen. Ich möchte mich später selbstständig machen und daher ist meine Haltung jetzt, Erfahrungen zu sammeln, also Patienten zu behandeln. Das geht hier besser, als in den Großstädten, wo ich von einigen gehört habe, dass sie fast keine eigenen Patienten behandeln können, oder nur Befunde oder PZRs machen dürfen, weil die Zahnarztpraxen einen regelrechten Konkurrenzkampf um Patienten betreiben. Also bin ich dort hingegangen, wo ich gebraucht werde. Denn das ist etwas, was mich antreibt, weshalb ich Zahnarzt geworden bin. Außerdem ist das Assistenzgehalt auf dem Land häufig noch etwas attraktiver, weil man eben mehr arbeiten kann als in der Stadt.

dM: Wie lief der Bewerbungsprozess ab? Wie bist du vorgegangen?

DL: Ich kannte durch mein Studium in Rostock Mecklenburg-Vorpommern schon ziemlich gut, mir gefiel und gefällt es hier sehr. Da auch einige meiner Freunde und Bekannten hier leben, habe ich mich entschieden, hier zu bleiben und vor ungefähr zehn Monaten angefangen, die Augen offen zu halten nach Praxen, die Stellen ausschreiben oder Angebote haben. Ich habe auch bei Dentaldepots meine Kontaktdaten hinterlassen, für den Fall, dass sie Kunden haben, die Assistenzärzte suchen.

Als dann das Angebot kam, fiel mir die Entscheidung zur Zusage daher leicht.

Dann habe ich mich bei Praxen beworben und vorgestellt, sozusagen einmal durch Mecklenburg-Vorpommern durch. Als ich hier auf Rügen zum Vorstellungsgespräch war, hat mir das Klima und die Nähe zum Meer sofort sehr gut gefallen. Außerdem habe ich mich mit der Praxisinhaberin auf Anhieb verstanden. Von der Praxis aus sind es 300 Meter zum Hafen und man sieht auch etwas von den Kreidefelsen. Als dann das Angebot kam, fiel mir die Entscheidung zur Zusage daher leicht.

dM: Magst du kurz die Praxis beschreiben, in der du jetzt arbeitest?

DL: Das ist die Zahnarztpraxis Petra Maria Sieg und Frau Sieg ist die Inhaberin dieser Praxis – wir sind insgesamt zwei Zahnärzte. Sie hat noch eine Prophylaxehelferin, die die PZRs managt und zwei weitere ZFAs sowie eine zusätzliche Kraft. Das Patientenaufkommen kann ich derzeit noch nicht gut einschätzen, denn wegen Corona kommen aktuell natürlich ausschließlich Schmerzpatienten.

dM: Du sagtest, dein Ziel ist die Selbstständigkeit. Planst du eine Neugründung oder eine Praxisübernahme? Und auch auf Rügen, oder wirst du dich da noch andernorts umschauen?

DL: Ich plane eher eine Praxisübernahme. Das war auch ein Antrieb von Frau Dr. Sieg, weshalb sie überhaupt nach Assistenten Ausschau hielt, nämlich um jemanden zu haben, der ihre Praxis oder eine Praxis in der Region übernimmt. Sie wird zwar noch einige Jahre weiterarbeiten, aber es gab auch hier schon Fälle, wo Praxen keinen Nachfolger gefunden haben.

Ich habe auf jeden Fall Respekt vor der unternehmerischen Seite.

dM: Viele junge Zahnärzte schrecken ja vor der Selbstständigkeit zurück, wegen der hohen Investitionen und der Bürokratie, und schätzen das Angestelltendasein. Ist das etwas, dich auch beschäftigt, oder freust du dich sogar auf den unternehmerischen Aspekt der Praxisführung?

DL: Ich habe auf jeden Fall Respekt vor der unternehmerischen Seite. Man hört von vielen, dass die Bürokratie und der Papierkram immer mehr werden, das ist natürlich nicht außer Acht zu lassen. Aber ich bin auch zuversichtlich, dass ich das schaffen werde. Langfristig gesehen denke ich auch nicht, dass ich die Praxis komplett alleine führen möchte. Ich möchte lieber ein oder zwei Kommilitonen mit an Bord holen, je nachdem was sich ergibt.

dM: Hast du den Eindruck, dass du im Studium gut auf eine Gründung oder das Unternehmertum vorbereitet wurdest, beispielsweise durch die Standespolitik, oder wünschst du dir da mehr Hilfe und Unterstützung?

DL: Ich habe nicht den Eindruck, dass das im Studium groß abgedeckt wird. In Rostock gab es eine Vorlesungsreihe dazu, Berufskunde, wo Themen angerissen wurden, aber die Fähigkeiten, jetzt eine Praxis zu gründen, oder zu übernehmen, habe ich noch gar nicht. Dafür sind allerdings jetzt auch die zwei Jahre Assistenzzeit da. Hier habe ich die Möglichkeit, das hautnah mitzuerleben und zu lernen.

Mit den Kammern und KZVn hatte ich bisher recht wenig zu tun, aber ich weiß, dass es auch von deren Seite Unterstützungsmöglichkeiten gibt, etwa Weiterbildungen zum Thema Praxisgründung. Wie gut das derzeit ist, oder ob ich mir da noch mehr wünsche, werde ich vermutlich erst genau beantworten können, wenn es soweit ist.

dM: Du bist zwar erst seit zwei Wochen dabei, aber kannst du schon einen typischen Tagesablauf deiner Assistenzzeit beschreiben?

DL: Im Moment ist die Sprechstunde von acht bis zwölf und tagesabhängig von 15 bis 18 Uhr. In der Zeit bin ich in der Praxis und behandle Patienten, spreche Fälle mit meiner Chefin ab und mache die Dokumentation, weshalb ich häufig noch bis zu einer Stunde länger bleibe als die angegebenen Praxisöffnungszeiten. Ich bin zurzeit am Promovieren, weshalb ich auch außerhalb der Praxis genug zu tun habe.

Insgesamt ist es viel entspannter als im Studium und es macht auch mehr Spaß.

dM: Wie reagieren denn die Patienten auf dich als recht jungen Assistenzarzt? Vertrauensvoll, oder gab es auch schon mal den Wunsch, nur von der Chefin behandelt zu werden?

DL: Die Patienten reagieren recht gemischt, aber durchweg positiv. Meine Chefin kann aber auch ihre Stammpatienten einschätzen, ob sie lieber nur von ihr behandelt werden wollen, oder auch zu mir gehen würden. Manchmal bekomme ich ein Kommentar zu meinem jungen Erscheinen. Die meisten akzeptieren es einfach. Bisher war eine Reaktion anfangs entrüstet, aber ich habe meine Behandlung gut durchgeführt und hatte danach ein Stein im Brett. Und ich wurde auch schon mehrfach von den Patienten gelobt oder gefragt, ob ich die Praxis übernehme. Einmal wurde ich schon fast angefleht auch später in Sassnitz zu bleiben, da der Zahnarztmangel für die Patienten schon zu spüren ist. Bei so einem Lob geht mir natürlich das Herz auf, da weiß ich, dass ich den richtigen Beruf gewählt habe!

dM: Und macht es dir Spaß?

DL: Ich gehe jeden Morgen gerne und voller Taten­drang in die Praxis. Ich bin eher der Praktiker und mir gefällt es daher am meisten, Patienten zu helfen und zu behandeln. Insgesamt ist es viel entspannter als im Studium und es macht auch mehr Spaß.

dM: Lieber Daniel, vielen Dank für das Gespräch.

Titelbild FelixMittermeier auf Pixabay