Bedeutende Studierendengruppen von BAföG-Förderung ausgeschlossen

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Das BAföG verliert in Deutschland immer stärker an Bedeutung: Seit 2012 erreicht die BAföG-Quote jedes Jahr einen neuen Tiefststand. 2020 lag der Geförderten-Anteil aller Studierenden in Deutschland nur noch bei rund elf Prozent. Eine aktuelle Auswertung zur Studienfinanzierung durch das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) hat gezeigt, dass bedeutende Studierendengruppen derzeit von einer BAföG-Förderung ausgeschlossen sind. Die Ampel-Koalition plant nun, das Gesetz grundlegend zu reformieren.

Die geringe Förderquote lässt sich auch damit erklären, dass bedeutende Anteile der Studierenden prinzipiell von einer Förderung ausgeschlossen sind. Dies gilt sowohl für Studierende an privaten Hochschulen (9 Przent) oder formal Teilzeit-Studierende (8 Prozent). Auch die Fördervoraussetzung eines Studiums innerhalb der Regelstudienzeit trifft auf zwei Drittel der aktuellen Studierenden-Generation nicht mehr zu. Ebenfalls ohne staatliche Unterstützung bleiben Studierende über 35 Jahre, deren Anteil aktuell bei mindestens drei Prozent liegt.

An der Lebensrealität vorbei

„Die mittlerweile dramatische Krise des BAföG hängt nicht an einzelnen Fördersätzen und Freibeträgen, sie ist eine grundlegend konzeptionelle“, konstatiert Ulrich Müller, Experte für Studienfinanzierung am Centrum für Hochschulentwicklung. „Mit seiner traditionellen Normvorstellung eines Studiums ignoriert das BAföG eine längst vielfältigere Realität. Der ursprüngliche Ansatz des BAföG ist immer noch aktuell: Türen öffnen, Wege ebnen und Chancengleichheit herstellen. Aber in der Verwirklichung dieses Zieles scheitert das BAföG zunehmend. Es bietet Antworten von gestern auf die Fragen von heute: es geht an der Lebensrealität der heutigen Studierendengeneration deutlich vorbei.“

Gleichzeitig hat die Corona-Pandemie gezeigt, dass das BAföG in seiner jetzigen Ausgestaltung nicht krisenfest ist. Es ist nicht darauf angelegt, flexibel auf veränderte Rahmenbedingungen zu reagieren. Als Reaktion auf die Auswirkungen der Pandemie, unter anderem den Wegfall zahlreicher Nebenjobs, die für rund zwei Drittel der Studierenden wichtigste Finanzierungsquelle sind, wurde mit der temporären „Überbrückungshilfe“ ein weiteres Finanzierungsinstrument mit wieder eigenen Förderbedingungen eingeführt.

Mehr Chancengleichheit

Auch deshalb sei das Vorhaben der Ampel-Koalition, das BAföG in den kommenden Jahren grundlegend zu reformieren, so unterstützenswert wie überfällig. „Schönheitsreparaturen reichen längst nicht aus, nötig ist jetzt ein großer Wurf. Entscheidend wird dabei sein, dass die Neuerfindung des BAföG sich strikt an der Lebensrealität orientiert und das BAföG Studieninteressierten klarer als bisher Orientierung und Erwartungssicherheit in Finanzierungsfragen bietet. Dafür muss es ganz unterschiedliche Eventualitäten und Lebenslagen auffangen sowie Bildungsbiografien und Studienmodelle ermöglichen“, so Müller.

Umfassend und flexibel

Das CHE spricht sich dafür aus, im Zuge der BAföG-Reform ein zukunftsfähiges System staatlicher Studienfinanzierung zu entwerfen, das mindestens den KfW-Studienkredit, den Bildungskredit und die Überbrückungshilfe zu einem umfassenden und in sich flexiblen Systems der Studienfinanzierung bündelt. Nur ein solches verständliches wie verlässliches Modell der Studienfinanzierung könne dauerhaft eine chancengerechte Beteiligung an hochschulischer Bildung gewährleisten.

Über die Publikation

Für eine Darstellung der Fördermittel und deren Bedeutung für die Studienfinanzierung in Deutschland zum Wintersemester 2021/22 hat das CHE aktuelle Daten aus verschiedenen Quellen zusammengestellt. Autor*innen der Publikation „CHECK – Studienfinanzierung in Deutschland 2021“ sind Ulrich Müller, Jan Thiemann und Melisande Riefler. Sämtliche visuellen Inhalte stehen als Grafik hier in der CHE Flickr-Cloud zur Verfügung.

Titelfoto: Tim Gouw / unsplash