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Virtual und Augmented Reality in der Zahnmedizin

Virtual Reality kommt in der Breite an: Das ist das Fazit einer Umfrage des Digitalverbandes Bitkom. Doch wo genau liegt der Unterschied zwischen Virtual und Augmented Reality und was haben die beiden Begriffe mit der Zahnmedizin zu tun?

Unter Virtual Reality (VR), also virtueller Realität, versteht man das, woran die meisten Menschen auch zuerst denken. Man zieht eine spezielle VR-Brille auf, die einem dreidimensional eine virtuelle Umgebung zeigt – man steht also quasi mitten in einer anderen Welt. Die häufigste Assoziation ist hier sicher die von VR-Spielen.

Augmented Reality (AR) bezeichnet wiederum die Veränderung der Realität – also zumindest visuell. Dabei wird ein digital aufgenommenes Bild/Video in Echtzeit überarbeitet und das Ergebnis auf dem Bildschirm dargestellt. Das kann ein Computerbildschirm sein, der mit einer Kamera verbunden ist, eine VR-Brille, aber auch ein Smartphone, das gleichzeitig filmt und die Bilder überarbeitet. Ein Beispiel, von dem sicherlich viele schon einmal gehört haben, ist die App Pokémon GO, bei der die Nutzer über ihre Handykamera ihre reale Umgebung angezeigt bekommen – mit dem Unterschied, dass sich auf dem Handybildschirm plötzlich kleine Monster auf dem Gehweg wiederfinden, die eingefangen werden wollen.

Strandspaziergang beim Zahnarzt

Wie lässt sich das nun in der Zahnmedizin einsetzen? Nun, VR heißt nicht gleich, dass der Zahnarzt ein virtuelles Schwert zückt und neben dem Patienten wild in der Luft herumfuchtelt, um seinen Frust loszuwerden, sondern vielmehr, dass der Zahnarzt die Möglichkeit bekommt, dreidimensionale Bilder vom Mund eines Patienten genauer anzuschauen, während die geplante Behandlung dem Patienten noch anschaulicher als am Bildschirm mittels VR-Brille erklärt werden könnte. Angstpatienten könnten durch einen komplett virtuellen Zahnarztbesuch langsam an einen realen Besuch herangeführt werden. Auch kann ein virtueller Strandspaziergang helfen, Stress und Schmerzen bei Patienten zu verringern. Das zeigt eine Studie in der Fachzeitschrift „Environment and Behaviour“ von Karin Tanja-Dijkstra von der Universität Plymouth.

Da die Telemedizin immer präsenter wird, darf der Einsatz bei realen OPs, bei denen der Zahnarzt nicht am selben Ort ist wie der Patient, nicht unerwähnt bleiben. Dazu bräuchte man selbstverständlich zusätzliche OP-Robotik und die passende IT-Infrastruktur – komplett virtuell geht es dann doch nicht. Vor der Behandlung könnten aber Patienten das geplante Ergebnis begutachten und beispielsweise bei Zahnersatz oder Implantaten bereits vor deren Herstellung beurteilen, wie diese später im Mund aussehen würden, und die virtuellen Zähne live im eigenen Gesicht dargestellt anpassen.

Auch in der zahnmedizinischen Ausbildung kann virtuelle Realität hilfreich sein. Denn wer keinen Zugang zu realen „Testpatienten“ hat oder überhaupt erst Erfahrungen bei einer OP sammeln möchte, dem kann eine virtuelle OP helfen, die Abläufe zu verinnerlichen. An der Universität Aachen wird derzeit beispielsweise ein VR-basierter Simulator für die bilaterale sagittale Spaltosteotomie entwickelt.

Der Übergang zwischen Augmented und Virtual Reality wirkt hier oft fließend. In den USA wird bereits an einigen Universitäten mit Systemen wie dem MOOG Simodont Dental Trainer gearbeitet, der zahnmedizinische Eingriffe simuliert und den Studenten ein haptisches Feedback über die zahnmedizinischen Instrumente gibt.

Während der Behandlung ließen sich Befunde oder Röntgenbilder mittels VR-Brille im Blickfeld des Arztes darstellen und Einstellungen an den Geräten könnten kontaktfrei mittels Gestensteuerung stattfinden. Das System Navident von ClaroNav bietet bereits die Funktion, durch dynamische Navigation Implantat-Eingriffe live auf 3-D-Scans darzustellen, um dem Arzt einen besseren Überblick über schwer einsehbare Stellen zu verschaffen und zu zeigen, wo sich die Instrumente gerade genau befinden.

Es gibt also einige Ansätze fernab von VR-Spielen, die für den Einsatz in der Zahnmedizin von Interesse sind. Wir dürfen gespannt sein, welche davon zuerst reale Realität werden.

Titelbild: ilcianotico – stock.adobe.com

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