„Wir wollen jungen Kolleginnen und Kollegen nach Kräften helfen.“

Advertorial

Seit fünf Jahren gibt es bei der Landeszahnärztekammer Thüringen einen Ausschuss, der sich an junge Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner richtet. Wir sprachen mit Dr. Steffen Klockmann, dem Vorstandsreferenten für Zahnärztliches Berufsleben. Er ist 37 Jahre alt und niedergelassener Zahnarzt in einer Gemeinschaftspraxis in Erfurt.

dentalMotion: Welche Erwartungen und Fragen haben junge Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner an die Standespolitik?

Dr. Klockmann: Allgemein wünschen sich junge Kolleginnen und Kollegen nicht viel anderes als ältere Zahnärzte: Wir alle wollen eine Kammer, die guten Service in der Praxisführung bietet und uns mit wenig Aufwand durch den dichten Bürokratie-Dschungel leitet. Wir wollen praxisnahe Fortbildungsangebote. Wir wollen, dass unsere Standesvertretung bei der Politik um attraktive Rahmenbedingungen für unsere Praxen kämpft. Wie wichtig ein starkes Auftreten gegenüber der Politik ist, zeigt sich gerade jetzt in der Coronavirus-Pandemie, wo vor allem frisch niedergelassene Kollegen ohne finanzielles Polster und ohne gefestigten Patientenstamm von den wirtschaftlichen Auswirkungen mit voller Wucht getroffen werden.

Ansonsten braucht es eine Standespolitik speziell für junge Zahnärzte also gar nicht?

Junge Kollegen setzen eher besondere Schwerpunkte: Wir suchen nach konkreter Unterstützung bei der Niederlassung und in den Anfangsjahren einer Praxis. Manchmal benötigen wir vielleicht auch etwas Motivation und Zuspruch, um erste Schritte in die Selbstständigkeit zu wagen. Zusätzlich wünschen wir uns von der Standespolitik ein klares Eintreten für bessere Studienbedingungen an den Unis, für mehr Weiterbildungsstellen an Kliniken sowie für ein infrastrukturelles Umfeld, das auch im ländlichen Raum gute berufliche und familiäre Chancen bietet. All diese Themen sind zweifellos näher dran an der Lebenswirklichkeit junger Leute als die freilich ebenso wichtigen Fragen zur Altersversorgung oder zur Gremienarbeit in der Selbstverwaltung.

Dadurch war die Kammer viel greifbarer auch für all jene Kollegen, die bislang keine Berührungspunkte zu ihr hatten.

Um die Erwartungen junger Mitglieder aufzugreifen, gründete die Landeszahnärztekammer Thüringen bereits 2015 einen eigenen Ausschuss. Welche Ziele verband die Kammer damals mit dem Ausschuss „Junge Mitglieder“?

Spezielle Angebote für junge Kollegen gab es natürlich auch vorher schon. Aber im neugegründeten Ausschuss wurde sie erstmals mit Gesichtern verknüpft. Dadurch war die Kammer viel greifbarer auch für all jene Kollegen, die bislang keine Berührungspunkte zu ihr hatten. Zudem haben die vielen persönlichen Kontakte der sechs Ausschussmitglieder die Hemmschwelle zur Mitarbeit in der Kammer erheblich verringert. Ein weiterer Pluspunkt war sicherlich, dass unser Ausschuss etwas lockerer arbeiten durfte. So haben wir uns auch mal ohne festgelegte Tagesordnung zum ungezwungenen Gedankenaustausch abends in der Kneipe getroffen.

Aber trotzdem konnte der Ausschuss ganz konkrete Projekte umsetzen?

Zunächst einmal wollte der Ausschuss für einen ermutigenden Start ins zahnärztliche Berufsleben sorgen. Gemeinsam mit dem ebenfalls neu gegründeten Arbeitskreis für Standespolitische Zukunft der KZV Thüringen wollten wir die Attraktivität unseres Bundeslandes für Niederlassung, Anstellung, Weiterbildung und Forschung aufzeigen.

Dazu haben wir beispielsweise eine Vermittlung von Hospitationsplätzen für Studierende der Zahnmedizin aufgebaut. Eine Hospitation ist schließlich ein Gewinn für beide Seiten: Der Student erhält lebensnahe Einblicke in die Abläufe einer Zahnarztpraxis, im Gegenzug lernen ältere Kollegen potenzielle Nachfolger oder anstellbare künftige Kollegen kennen. Unsere Erfahrungen mit diesem Serviceangebot können wir nun in unsere Zusammenarbeit mit der Universität Jena und anderen Hochschulen für die künftig verpflichtenden Famulaturen während des Zahnmedizin-Studiums einbringen.

Welche Schwierigkeiten musste der Ausschuss dafür überwinden?

Problematisch war und ist auch heute noch der direkte Draht zu den Zahnmedizin-Studenten, deren Fachschaftsvertreter leider nahezu jährlich wechseln. Das macht ein nachhaltiges Netzwerken extrem schwierig. Mit einem neukonzipierten Berufskundetag zur Vorstellung unserer zahnärztlichen Selbstverwaltung und dem Studententag im Rahmen des Thüringer Zahnärztetages alle zwei Jahre finden aber auch Studenten immer breiteren Raum in der Kammerarbeit.

Und aus interessierten Studenten werden später tatsächlich motivierte Mitglieder?

Je mehr Angebote wir für den zahnärztlichen Nachwuchs geschaffen haben, desto bewusster wurde uns auch, dass wir die vielfältigen Lebensentwürfe und Berufswege unserer Kolleginnen und Kollegen nicht getrennt voneinander betrachten dürfen. Zum Beispiel ist die Nachwuchsförderung für junge Zahnärzte zugleich untrennbar verbunden mit der Ruhestandsplanung und der Praxisübernahme unserer älteren Kollegen. Hier wollen wir angehende Zahnärzte mit erfahrenen Praxisinhabern zusammenzubringen. Das kann kein kommerzielles Beratungsunternehmen, das schafft nur unsere zahnärztliche Selbstverwaltung.

Um die vielschichtige Struktur unserer Mitglieder und alle unterschiedlichen Ansprüche zu bündeln, hat der neugewählte Kammervorstand dann im Sommer 2019 ein neues Vorstandsreferat für das gesamte zahnärztliche Berufsleben geschaffen, das ich übernommen habe …

… das heißt also, der Ausschuss hat sich nicht bewährt?

Ganz im Gegenteil! Der Ausschuss war in seiner Beratung und Unterstützung für den Kammervorstand offensichtlich so erfolgreich, dass wichtige Herzensanliegen der jungen Zahnärzte-Generation zu Eckpunkten der gesamten Kammerarbeit geworden sind. Genau dazu ist ein Ausschuss schließlich da: Er soll Impulse und Ideen aus der Zahnärzteschaft sammeln, Handlungsbedarf aufzeigen und daraus konkrete Projekte entwickeln. Das hat bei uns gut geklappt. Der Ausschuss war ein wichtiger Zwischenschritt, um die besondere Förderung junger Kolleginnen und Kollegen in Thüringen fest im Aufgabenspektrum der Landeszahnärztekammer zu verankern.

Wir wollen für eine Praxisniederlassung in Thüringen begeistern und jungen Kolleginnen und Kollegen nach Kräften helfen.

Ihre Arbeit im Kammervorstand gestaltet sich nun aber sicher grundlegend anders als im früheren zwanglosen Ausschuss nur für junge Kammermitglieder?

Zunächst einmal hilft es ungemein, dass unser Kammervorstand mit einem Durchschnittsalter von nur 47 Jahren der vielleicht jüngste Vorstand einer Landeszahnärztekammer ist. Drei von sieben Vorstandsmitgliedern sind 40 Jahre oder jünger, kein Vorstandsmitglied ist älter als 58 Jahre.

Außerdem tragen viele junge Kollegen in den Ausschüssen der Kammer zu einer sehr großen Meinungsvielfalt bei. Der ebenso neugeschaffene Ausschuss für Zahnärztliches Berufsleben ist nicht etwa die Fortsetzung des alten Ausschusses unter neuem Namen, sondern soll ein ausgewogenes Verhältnis zwischen allen Generationen, Geschlechtern, Berufsgruppen und Fachgebieten herstellen. Natürlich legt der Ausschuss dabei besonderen Wert auf die Anliegen der niedergelassenen und angestellten Kolleginnen sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Standespolitisches Ziel bleibt aber ganz klar: Wir wollen für eine Praxisniederlassung in Thüringen begeistern und jungen Kolleginnen und Kollegen nach Kräften helfen.

Was sind die nächsten Projekte dafür?

Bereits im ersten Jahr dieser Wahlperiode haben wir gemeinsam mit der KZV eine neue Fortbildungsreihe auf den Weg gebracht, die junge Zahnärzte fit machen soll für ihren Weg in die eigene Niederlassung. Junge Kollegen wollen aber – erst recht mit kleiner Familie – besonders flexibel sein. Deshalb können die Teilnehmer sich ihre Kurse aus neun Themenbereichen in einer Reihenfolge nach persönlichen Wünschen selbst zusammenstellen, ganz so wie es in ihre Berufsplanung hineinpasst oder wie sie es im praktischen Berufsleben vielleicht gerade brauchen.

Weiter nutzen wollen wir auch die Erfahrungen der pragmatischen Zahnärzte-Gründergeneration nach 1990, die in den kommenden Jahren ihren wohlverdienten Ruhestand genießen wird. Wir möchten ein Netzwerk schaffen, in welchem diese erfahrenen Kollegen unseren zahnärztlichen Nachwuchs durch die erste Zeit der Praxisniederlassung begleiten und über so manche Hürde hinweghelfen. Derzeit schaffen wir mit der KZV einen Personenpool zur Praxisvertretung für niedergelassene Kolleginnen und Kollegen, wenn diese durch Krankheit, Schwangerschaft oder Erziehungszeiten vorübergehend nicht tätig sein können.

Das klingt nach vielen weiteren spannenden Aufgaben …

… und vielleicht sind diese Zukunftsfragen gerade jener Arbeitsbereich unserer Kammer, der wegen seiner großen Themenbreite ein Mitwirken über alle Zahnarzt-Generationen hinweg ermöglicht. Dazu leistet unser Team eine tolle und kreative Arbeit, die sich nicht nur in reiner Selbstverwaltung erschöpft. Das neue Vorstandsressort und der neue Ausschuss für Zahnärztliches Berufsleben bilden sinnvolle Schnittstellen, damit alle Bereiche der Kammer gemeinsam auch weiterhin zukunftsorientiert arbeiten können.