Jan-Hendrik Schoumakers hat sich vor rund einem halben Jahr mit einer eigenen Zahnarztpraxis im Herzen der Bochumer City selbstständig gemacht. Der 26-Jährige setzt auf eine gemütliche Loungeatmosphäre, moderne Technik und ganz viel Individualität.

Elektrisches Kaminfeuer und Samtcouch im Wartezimmer, Wandelemente aus Holz im Flur, warmes gedimmtes Licht sowie Pflanzen überall – in der Praxis von Jan-Hendrik Schoumakers sollen sich auch besonders ängstliche Patienten von Anfang an wohlfühlen. Das Designkonzept hat der gebürtige Hattinger selbst entworfen und größtenteils auch eigenhändig umgesetzt. Das handwerkliche Geschick dazu hat er von Haus aus mitgebracht: „Ich bin ein Kind vom Land, da lernt man so etwas“, erklärt er lachend. „Außerdem hat mein Vater handwerkliches Interesse immer gefördert.“

Individualität und Fantasie bei der Einrichtung

Neben Schreiner- und Estricharbeiten, dem Verlegen des Klick-Vinyls und der Installation der Beleuchtung hat der junge Zahnarzt sehr viel in Eigenregie verwirklicht und bei der Praxisausstattung so manches Mal über den Tellerrand hinausgeblickt: So sind die beleuchteten Deckenbilder über der Behandlungseinheit, die Patienten auch im Liegen etwas fürs Auge bieten sollen, ursprünglich für Messepräsentationen gedacht. Der umgebaute „Endo-Rollwagen“, der alles an Geräten und Material enthält, was etwa für eine Wurzelbehandlung benötigt wird, stammt ursprünglich aus dem Friseurbedarf. Einen weiteren solchen Rollcontainer gibt es auch für die Prothetik. Beide sind gemäß den rechtlichen Bestimmungen von ihm umgebaut worden.

Gute Vorplanung, strukturierte Behandlung

„Bei uns ist alles thematisch eingeteilt und modular aufgebaut. Die einzelnen Elemente – wie etwa der „Endo-Rollwagen“ – werden erst dann aus einem Einzelraum ins Behandlungszimmer gebracht, wenn sie auch zum Einsatz kommen sollen“, so Schoumakers. „Sie enthalten dann genau das, was ich für die jeweilige Behandlung brauche.“ Für den Patienten sorgt dieses Vorgehen neben einer angenehm aufgeräumten Optik vor allem für eines: Der Anblick von zu vielen Instrumenten auf einmal bleibt ihm erspart. Gerade Angstpatienten, die dem jungen Zahnarzt besonders am Herzen liegen, soll die Behandlung damit angenehmer gestaltet werden. „Außerdem kann man bei der Praxiseinrichtung so auch Kosten reduzieren, ohne dass man auf Funktionalität verzichten muss. Kein unwesentlicher Faktor für einen Berufseinsteiger", ergänzt er.

Bei den Behandlungseinheiten und auch den Instrumenten selbst wollte der 26-Jährige hingegen keinesfalls ans Sparen denken: „Hier sollte man keine Kompromisse eingehen und auf hochwertige, moderne und langlebige Geräte setzen. Zwei unserer Behandlungseinheiten von XO Care lassen sich komplett über ein Fußpedal steuern – vom Licht über das Spraywasser bis hin zur Motoreneinstellung kann ich alles freihändig bedienen. Der Schwenkarm der Einheit lässt sich so positionieren, dass der Patient die Instrumente vor der Behandlung erneut nicht vor Augen hat, ich ihn aber so ausrichten kann, dass ein ergonomisches Arbeiten möglich ist, wenn die Behandlung dann losgeht.“ Kurz vor Feierabend muss schließlich nur noch einen Knopf gedrückt werden und die Desinfektion läuft selbstständig.

Alles digital

Jan-Hendrik Schoumakers führt seine Praxis volldigital. Das war ihm von Beginn an besonders wichtig. Nach seinem Studium in Witten und der Assistenzzeit in Borken wechselte er in eine große Praxis nach Mülheim – der letzte Schritt vor der Selbstständigkeit: „Die Praxis war top, ich habe dort viel über Prothetik und Endodontologie gelernt. Leider lief diese nicht digital. Da ich aber von meinem Arbeitgeber nicht erwarten kann, dass er alles so einrichtet, wie ich das gern möchte, habe ich mich schließlich dazu entschieden, meine eigene Praxis zu eröffnen."

Von der Patientenaufklärung via Intraoralkamera über den Scanner, den er generalüberholt vom Hersteller bezogen hat, bis zum digitalen Farbmesssystem und 3D-Druckverfahren läuft alles digital: „Dadurch ist die Laborkommunikation sehr einfach geworden. Ich kann ein digitales Modell direkt mit dem entsprechenden Techniker am Telefon besprechen, während wir beide dasselbe vor Augen haben. Die Detailgenauigkeit ist super, und ich kann meine Fälle auch von zuhause aus bearbeiten. Das spart Zeit und nebenher auch Laborkosten“, so Schoumakers. Der 3D-Drucker ist im Übrigen kein Gerät aus der Zahntechnik. Folglich werden hier keine Medizinprodukte, sondern nur Situationsmodelle hergestellt, über die später eine Tiefziehschiene gefertigt werden kann. „Für meine Zwecke reicht das Gerät absolut aus. Außerdem ließen sich hier erneut überflüssige Kosten umgehen“, erläutert er.

Zeit lassen, Angebote vergleichen

Der junge Zahnarzt hat seine Praxis über eine Vollfinanzierung realisiert. Für die Standortsuche hat er sich viel Zeit gelassen – eine Strategie, die er empfehlen würde: „Ich würde anderen Kolleginnen und Kollegen den Tipp geben, die Planungsphase nicht zu überstürzen, Angebote gründlich zu vergleichen und sich bei der allgemeinen Einrichtung auch außerhalb der Dentalbranche umzusehen.“ Dafür hat sich Jan-Hendrik Schoumakers sowohl in Baumärkten als auch großen Möbelhäusern umgesehen und bei Bedarf die gewünschten Anpassungen selbst vorgenommen.

Bochum als zukunftsträchtiger Standort

„Ausschlaggebend für Bochum als Standort war neben der Nähe zu meiner Heimat die Tatsache, dass die Stadt gerade wirklich auf der Überholspur ist und viel ins Stadtmarketing gesteckt wird“, erläutert er. Zwar gab es in den Räumlichkeiten in der Vergangenheit bereits eine zahnärztliche Praxis, die Übernahme erfolgte jedoch weitestgehend kalt. Gearbeitet hat Jan-Hendrik Schoumakers hier zuvor nie – und auch sein Patientenstamm ist ein anderer. Aber die drei Zahnmedizinischen Fachangestellten, die gemeinsam mit einer kürzlich eingestellten Auszubildenden das Team bilden, hat er übernommen: „Mittlerweile ist das Arbeitsaufkommen so gewachsen, dass wir einfach ein Paar weitere Hände brauchten. Mehr als zehn Tage im Voraus sind wir aktuell ausgebucht. Damit bin ich sehr zufrieden.“

Profis ins Boot holen

Trotzdem gab es gerade in der Anfangsphase so manchen Stolperstein, auf den er andere junge Kollegen und Kolleginnen aufmerksam machen möchte, die ebenfalls auf dem Weg in die Selbstständigkeit sind: „Zwei Dinge habe ich gelernt: Wenn es um IT-Systeme geht, ist Vorsicht geboten. Hier kann man viel Geld verlieren – vor allem, wenn man sich nicht gut genug auskennt. Und in Sachen Online-Marketing kann ich nur empfehlen, dieses Thema einem Profi zu überlassen.“

Zahnarztpraxis
Jan-Hendrik Schoumakers
Massenbergstraße 5
44787 Bochum

•    Praxiseröffnung: April 2021
•    3 Zahnmedizinische Fachangestellte
•    1 Auszubildende
•    Breites Behandlungsspektrum, Fokus auf Angstpatienten
•    Volldigitale Praxis

Titelfoto: Jan-Hendrik Schoumakers